Am 25. Februar postete ich auf dem INDAC Blog Auszüge aus der Pressemappe des ZDF bezüglich der neuen Trickserie "Heidi"
Hier der Link zum Post
http://indac.blogspot.de/2015/02/highlights-aus-der-pressemappe-des-zdf.html
Die Verlinkung dieses Posts auf Gruppen in den sozialen Netzwerken zeitigte eine ganze Reihe interessanter Reaktionen, die ich hier im folgenden mit Einverständnis der Autoren festhalten möchte, zunächst für Euch erst aber noch mal die Highlights aus der Pressemappe...
Auszüge aus dem Statement von Barbara Biermann:
(...)Vor 135 Jahren, als Johanna Spyri ihr erstes Heidi-Buch veröffentlichte, war die Geschichte genauso zeitgemäß wie vor 40 Jahren, als die erste Zeichentrickserie produziert wurde, die über vier Jahrzehnte erfolgreich im ZDF-Kinderprogramm und bei KiKA gezeigt wurde. Und sie ist es heute noch.
(...) Ein deutlicher Unterschied der neuen CGI-Serie zur Zeichentrickserie aus den 70er Jahren ist das Design. Dank der modernen CGI-Technik, der computer-generierten Bildsynthese für 3D-Optik, entfaltet Heidis idyllische Bergwelt mit ihrer unberührten Natur eine einzigartige Tiefe und Farbigkeit.
Sorgfältig wurde das Bergpanorama der Schweizer
Alpen mit der Architektur der Bergdörfer im 19. Jahrhundert
nachempfunden, ebenso wie das Stadtbild Frankfurts oder die historische
Einrichtung der Sesemann-Villa.(...)
Barbara Biermann
Hauptredaktionsleiterin Kinder und Jugend
Hauptredaktionsleiterin Kinder und Jugend
ZDF und 2014 Studio 100 Animation / Heidi Productions Pty. Limited. All rights Reserved. |
Auszüge aus einem "INTERVIEW" mit dem (Co-)Regisseur der Serie und der (mit-)verantwortlichen Redakteurin des ZDF:
Wie unterscheidet sich die technische Herstellungsweise der "alten" Heidi verglichen mit der neuen?
Regisseur Jérôme Mouscadet: Die Original-Serie aus dem Jahr 1974, bei
der Isao Takahata Regie führte, arbeitete noch mit einer 2D-Technik –
Zeichnungen auf Papier wurden praktisch abgefilmt. Die neue Serie wurde
komplett in CGI-Technik hergestellt. Das ist eine wichtige technische
Veränderung. CGI lässt alles dreidimensional und somit viel realer
erscheinen. Man ist dann auch emotional näher an den Protagonisten dran
und in der Kameraarbeit freier. So konnten wir Weitwinkelaufnahmen und
Kamerafahrten einsetzen, um das Alpenpanorama noch besser in Szene zu
setzen. Den Hintergrund haben wir gezeichnet, um die Raumtiefe zu
vergrößern.
Außerdem haben wir viele Blumen, Gräser, Bäume und
Wolken hinzugefügt, um die Landschaft üppig zu gestalten. Vom Skript bis
zur finalen Mischung dauert es ungefähr sechs Monate, bis eine Folge
fertig produziert ist.
Wer möchte, darf gerne seinen Kommentar ebenfalls abgeben! Ich würde mich sehr freuen!
Chris Hefele: (FB Link)
"CGI lässt alles dreidimensional und somit viel realer erscheinen. Man ist dann auch emotional näher an den Protagonisten dran..." -
Da sind wir genau an der Wurzel des Problems. Viele Entscheider glauben solche Behauptungen. Die emotionale Nähe durch mehr und mehr "real erscheinender" Renderware hat ja auch schon den StarWars Prequels super geholfen. Diese tiefe, emotionale Bindung zu Jar Jar Binks, da kann die alte Trilogie mit ihren analogen Tricks einfach nicht gegen anstinken...
Ein 2D-Animator der alten Serie hätte alleine bei dem Screenshot hier niemals das Kleid in einer statischen mehr oder weniger HORIZONTALEN Pose so aufgeplustert gezeichnet, als bestünde es aus Plastik. Da hat man das Fallen des Kleides aus einer vertikalen Pose einfach übernommen.
Der 2D-Animator hätte es über die Beine fallend, und zum Boden hin sehr viel flacher zulaufend gezeichnet - eben wie das, was Stoff macht, wenn die Schwerkraft einwirkt. Es sei denn sie hängt an der Vertikalen, dann würde sie sich aber nicht so abstützen. So viel zu Realismus vs. "Realismus".
Caro Schweizer:
Interessant. Jetzt verstehe ich den Gedankengang, der dazu führt auf einmal alles in 3D umsetzen zu wollen. Man ist dann einfach näher dran (nebst der Tatsache, dass nur in bereits bewiesene Kassenschlager Geld investiert wird und kreative, neue Ideen wenig Chance bekommen). Verstehe ich nicht, warum dann nicht gleich Realfilm, dann wäre der Zuschauer doch noch näher dran. Als nächstes dann Totoro in 3D? XD
Anonym:
Nach der Biene Maya wird jetzt Heidi nochmal aufgewärmt. Das einzige was passieren wird, ist alte Fans zu enttäuschen und keine Neuen zu finden, weil die Kids mit Spongebob etc. ganz andere Sachen gewöhnt sind. Wird das etwa noch von meinen Zwangsabgabe-GEZ-Geldern (ARD/ZDF) mitfinanziert? Wie unoriginell. Haben die Leute keine Ideen mehr? Ich hab hunderte...
Julia Reck:
Und wer noch nicht vollends von den Screenshots abgetörnt ist, der schaue sich den Opener an. Das ist (auch für günstig produzierte TV Serien) die grauenhaftete Pose to Pose interpolierte Animation die ich seid langem gesehen habe. Als Free to Play App hätte man Animation und Look gerade so durchgehen lassen (wenn man blind, taub und niedrige Standards hat).
Anonym:
Urgs...die Musik klingt genauso wie es aussieht. Das Murmeltier ist off-style. Ganz schlimm.
Maren Collet:
Es sieht so kühl und lieblos aus . Sooo schade! Warum entscheidet man zu Beginn nicht nach dem, was dem Auge gefällt, sondern zu allererst nach der Technik, mit der man das Ganze umsetzen möchte? Man hätte die Chance gehabt, die Zuschauer wirklich positiv zu überraschen und etwas zu kreieren, das man auch in 40 Jahren noch zeigen kann und ansehen möchte (wie die alte Heidi-Serie z.B., die ich neulich noch im TV gesehen hab). Diese neue Serie ist nicht zeitlos, leider. Wenn man die Auszüge des Statements liest, hat man das Gefühl, die Leute würden nur nach dem gehen und entscheiden, was gerade modern ist. Ob es sich aber mit dem Budget, das man zur Verfügung hat, auch auf dem Niveau umsetzen lässt, auf dem andere bereits sind, wird anscheinend nicht hinterfragt. Zudem hat man das Gefühl, dass die Entscheider leider nicht allzu viel Ahnung von den einzelnen Techniken haben. Ich bin ein Fan von 2D, wenn 3D aber toll umgesetzt wird, die Oberflächen, das Licht, Design usw. stimmig sind, kann es schön sein und ansprechen (mal davon abgesehen, dass auch die Story stimmen muss!). Tatsächlich sagen sie "Den Hintergrund haben wir gezeichnet, um die Raumtiefe zu vergrößern." - also meinen sie mit zeichnen, dass sie die Backgrounds GEMALT haben? Ich habe gedacht, dass man gerade mit 3D noch mehr Tiefe hinbekommen kann ! Lustigerweise habe ich erst auf die Hintergründe geachtet, also die allerletzten Ebenen, die viel weicher und stimmiger aussahen als der Rest. Geht es aber nicht hauptsächlich um die Charaktere? Soll die Landschaft die Geschichte nicht noch unterstützen und einrahmen? Hach, was soll ich sagen?! Ich könnte noch Stunden weiter schreiben. Was mich aber jetzt doch interessiert: wie reagieren Kinder darauf? Finden sie die Optik gar nicht so schlimm und vielleicht doch cool? Mich würde interessieren, wie die alte und neue Version bei Kindern ankommt!
Chris Hefele:
Da rollen sich einem ja die Zehennägel auf - und das schreibe ich nicht nur als Animator, sondern auch als jemand, der als Kind mit der alten Serie aufgewachsen ist. Fehlt nur noch, dass der Song mit Dubstep unterlegt ist.
Ganz ehrlich? Wäre das Ganze bereits 10, 12 Jahre alt, hätte es schon billig gewirkt. Da wird günstig aus einer alten Marke noch Saft gepresst, und ausgenutzt, dass man bei den Broadcastern nach "Better safe than sorry" denkt.
Und nebenan verdursten Studios mit innovativen Konzepten und viel Liebe zur eigentlichen Arbeit - die mit einem Zehntel der Produktionskosten schon was richtig Wertiges hätten produzieren können.
Maren Collet:
OH GOTT!!! Das Intro seh ich ja jetzt erst! Gute Güte !!! Ich bin sprachlos! Eiti lies dir das mal durch, schau dir den Link an und meld dich. Wir müssen brainstormen!
Marie Josephine Tucholski:
Ich kann mich nicht entscheiden; finde ich das Lied oder die Serie grottiger...
Markus Wende:
https://www.youtube.com/watch?v=a9K9dzxNero
Hier kann man sich das alte Intro angucken. Nun ja. Das ist natürlich voll mit lauter Schwachsinn. Total unrealistisch. Da schaukelt die in ungeahnten Höhen und landet dann noch grinsend auf einer Wolke. Ich freue mich, dass da endlich mal aufgeräumt wurde mit diesen psychedelischen Fantasien drogenabhängiger Trickfilmzeichner aus den 70ern (80er?). Stellt Euch mal vor, es wären Eure Kinder, die das versuchen nachzumachen.
:D
[Achtung, das war jetzt ironisch gemeint!]
anonym:
Hahahahaha ... Bild und Ton ergänzen sich doch perfekt zu einem ... nun ja ... neuronalem Laxativum. Je Suis Oldschool-HEIDI ihr Terroristen!
anonym:
Vom ZDF in Auftrag gegeben...ich seh die Entscheidungsträger und ihre simplen Gedankengänge förmlich vor mir, wie sich alle im Programmrat auf das Heidi 2.0-Projekt einigten: Der konservativ-heimatverbundene CDUler, die kinderliebe(?) Redakteurin, der/die nostalgisch Junggebliebene, der Kirchenfuzzi, der zukunftsorientierte Hightech-Innovator, der Keine-Experimente-Beamte, der ängstliche Chef. Alle glücklich, ausser der Zuschauer.
Letty Felgendreher:
Oh ... man. >_> Ich konnte das Intro nur durchzappen und musste erstmal meine Boxen leiser drehen. Bei 0:31 - ist das ein "1 Frame-Blinzeln" - ich dachte erst, das sei ein Bildfehler... Hahaha...
anonym:
Grosse Klasse ist auch das Ende, bei dem Heidi beim auf der Wiese liegenden Lachen/Atmen/wasauchimmer einfach mal schoen auf ihrer Y-Achse hoch und runter geschoben wird. Das ist echt alles so schlimm, da fehlen einem die Worte. Waere mal interessant zu wissen, mit welchen Budgets da gearbeitet wird.
Argh, die haben ja noch mehr verhunzt... Nils Holgersson auch http://www.studio100animation.net/series/
Carlo Palazzari:
Wenn die sich auch noch an „marco“ vergreifen, raste ich aus.
Benedikt Niemann:
Das Ganze scheitert in erster Linie daran, dass es eben ein Neuaufguss ist, der versucht, alte Serien in Version 2.0 zu liefern. Hätte es die alten Serien nie gegeben, sondern z.B. nur Kinderbücher – dann hätte das vielleicht funktioniert. Hätte man nicht versucht, den alten Look zu kopieren, sondern gleichzeitig mit neuer Technik auch ein neues Design etabliert - dann hätte das vielleicht funktioniert. Hätte man, statt sich ängstlich auf alte Konzepte zu stürzen, neue, frische Ideen in Angriff genommen - dann hätte, well… you know.
Wie schon andere richtig bemerkt haben: Wen will man hier erreichen? Erwachsene werden sich wohl kaum aus lauter Nostalgie staffelweise vor den Fernseher setzen. Das Retro-feeling reicht oft gerade aus, um die alte Serie charmant zu finden.
Und die Kinder? Brauchen die es wirklich, dass die Neuauflage so aussehen möchte wie die alte, nur hipper? Sollen sie dann konsequenterweise die Originalserien ab sofort ablehnen, weil die ja eigentlich ganz schön staubig wirken, und es jetzt das coole Neue mit „mehr Raumtiefe“ gibt? Möchte man vielleicht die Kinder ansprechen, die im Digitalzeitalter mit den Klassikern gar nicht erst erreicht werden können? Die ohne 3D gar nicht erst den Fernseher anmachen wollen?
Diese Fragen stelle ich mir alle, *bevor* ich überlege, ob das Buget nicht mehr hergegeben hat. Ein kleines Budget reicht oft genug, um das Zielpublikum zu erreichen. Wenn man sich nur über den Look unterhält, hat die Story versagt. Wichtiger ist doch die Frage, wie frisch und unterhaltsam die Inhalte sind. Denn ernsthaft: Sind bei Formaten wie Sponge Bob oder Shaun das Schaf „freie Kameraarbeit“ oder „einzigartige Tiefe und Farbigkeit“ jemals Thema gewesen? Hat das je jemand vermisst? Sind das wirklich Kriterien und Gründe für den Neuaufguss beliebter Serien? Ist ein neuer Look erfolgsversprechender als eine neue Idee? Und jetzt? Vermissen wir alle „Plastizität“ und „Naturtreue“ genug, um uns auf 3D-Versionen von Grisu, Sindbad, Kimba oder den kleinen Maulwurf zu freuen?
Chris Hefele:
Amen. Lets face it: Die Zuschauer, die Fans, das sind die entscheidenden Kriterien. Unterhalte sie. Mache sie fröhlich, lass sie mitfiebern, bring sie zum Weinen, zum Lachen, mach sie rattig, gib wohligen Ekel oder Grusel, aber unterhalte sie. Das ist ein Unterhaltungsmedium. Nach Preisen für Plastizität, tolle Texturen oder Raumtiefe fragt man vielleicht auf Filmfestivals, nicht im Fernsehsessel - es sei denn, es trägt zur Unterhaltung bei.
Es hilft, wenn man als Filmemacher UND Entscheider den Blick aus den Augen des Konsumenten nicht verliert. Den Bäcker fragt auch niemand nach der eleganten Rührtechnik - entweder der Kuchen schmeckt, oder er schmeckt nicht.
Ich habe oft das Gefühl, ein großer Teil der Branche will immerzu kompensieren, dass sie Leute mit bunten Bildchen unterhält. Und dann wird mit den Attributen der Technik geprahlt, sich gemessen, und dafür Vergleichskriterien geschaffen, die den Zuschauer am Ende kaum interessieren. Ja, das ist nun mal unser Job, das mit den Bildchen. Und es ist ein toller Job. Eben genau WEIL wir mit bunten Bildchen Leute zum Lachen, Weinen, Spitzsein, Wütendsein, Nachdenklichsein bringen können. Und wenn es nur mit einem Bleistiftstrich ist. Darauf bin ich stolz, stolzer selbst, als ich es je auf eine kleine goldene Figur in meiner Hand auf einer Bühne sein könnte.
Es tut gut zu sehen, dass hier so viele ähnlich denken. Wir wissen, wie es geht. Bleiben wir am Ball.
Fredrik Kammer:
Leider kann man ja nur von neuem Look sprechen. Wie Benedikt das schon ganz treffend geschrieben hat. Eine neue Titelmelodie, neuer Text, neues Charakterdesign hätte mehr Freiheit für neue Geschichten und Gestaltung gegeben. Also geht es nur um die Umsetzung. Leider sind die Facials echt schlechter als in der 2D Version, Heidi guckt teilweise etwas müde um nicht zu sagen grasig, und wenn die Charakters nicht so kohlig, gräulich, schmutzig in den Schatten aussähen, würde wahrscheinlich auch nicht so viel über Look gesprochen werden. Trotzdem muss man sagen, es ist eine Fernsehserie und kein Kinofilm, da woll'n wa die Kirche mal im Dorf lassen.
Wolfram Spaeth:
Es sieht aus als hätte man die alte Serie in ein automatisches Computeranimationssystem eingespeist, und dies ist das auf das Jahr 2014 abgestimmte Ergebnis. Jegliche Anpassungen/Tricks (wie Heidis Pummellook, perspektivverzerrungen), die die Serie charmant machen, sind nicht erkennbar. Nun werden auch Nils Holgerson, Wicky etc. im gleichen Look programmiert..
anonym:
Kein Kommentar...
... oh doch das schlimmste ist dass das Geld nichtmal in Deutschland verbrannt wurde sondern irgendwo. Wenn solche Produktionen wenigstens deutschen Studios Geld bringen wuerden, mit dem Sie dann in Zukunft was besseres machen koennten. Aber naja das versteht ein Produzent oder Auftraggeber nicht. Langfristige Ziele... So ein quatsch...
Thomas Grummt:
Wow, da tun einem wirklich die augen weh. schade drum.
Bettina Grünefeldt:
Und wie krieg ich das jetzt wieder aus meinen Augen?
Julia Reck:
https://community.republicwireless.com/.../Eye-bleach.jpg
anonym:
Hilfe! Ich war schon laengst auf einer anderen Website und ploetzlich faengt dieser furchtbare Heidi-trailer wieder an, zu spielen! Wehe, die vergreifen sich an Kimba!! Dann komm ich rueber! Ich sollte ihn retten und als Puppentrick machen....
Julia Reck:
Ich bitte darum!
1 Kommentar:
Einerseits erschauere ich angesichts dieses Trailers als Ergebnis so vieler schwacher Entscheidungen von Redakteuren, Autoren, Komponisten, Musikern und Animationskollegen, andererseits ist mir bewusst, daß ich unter den gegebenen Umständen (z.B. grade keinen anderen Job) froh gewesen wäre, offenen Auges für dieses Projekt zu arbeiten. In meiner Filmographie sind sehr wenige schönere und sehr viele ähnlich unbefriedigende Projekte. Deshalb werfe ich hier lieber keinen Stein sondern stelle an Euch Kollegen hierzulande die Frage: (wieso) geht es nicht besser?
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