Hier zwei weitere Kritiken von Animationsfilmschaffenden zum Release von Dinosaurier 3D - Im Reich der Giganten vom Constantin-Verleih. Selbiger hatte INDAC erlaubt, bundesweit Trickfilmer an den Pressevorführungen des Films teilnehmen zu lassen, im Gegenzug durften diese dann den Film bewerten:
Kritik von Alex Espigares
Alex Espigares kommt aus Luxemburg und arbeitet seit 13 Jahren
international als Animator. Er hat in den letzten Jahren unter anderem
an Tarzan 3D, Iron man 3, Happy Feet 2 und der Serie Star Wars - The
Clone Wars mitgewirkt. Er ist auch Co-Regisseur von "Mr Hublot", einem
animierten Kurzfilm der es auf die 2013er Oscar shortlist geschafft hat.
Zur Zeit wohnt er in München wo er als Freelancer arbeitet.
Website von Mr. Hublot
Soweit ich mich zurückerinnern kann haben mich Dinosaurier
fasziniert.
Mit 6 konnte ich sämtliche Riesenechsen aus meinen Büchern beim Namen
nennen und als Fan der 1999 erschienenen Doku "Walking with Dinosaurs"
hatte ich hohe Erwartungen an "Dinosaurier 3D", der unter seinem
englischen Titel, "Walking with Dinosaurs 3D", ganz klar versucht an
seine TV Vorlage anzuknüpfen.
"Dinosaurier 3D" hat ein grosses Problem,... Nein, es sind mehrere Probleme, die aber alle vom gleichen Grundgedanken geprägt sind: Den Wunsch jede mögliche Ziel- und Altersgruppe ins Kino zu locken!
Meine Hauptkritik gilt allerdings den "Synchronstimmen". Anders als bei der TV Version von "Walking with Dinosaurs" reden in "Dinosaurier 3D" die Tiere. Oder besser gesagt: Die Stimme der Sprecher interpretiert die tierischen Laute und Gedanken. Leider erweist sich das Voice-over als ein nicht enden wollendes Geplapper das den Film ab der ersten Minute völlig ungenießbar macht. Die Sprecher scheinen völlig auf sich selbst gestellt gewesen zu sein. Die Dialoge wirken improvisiert, die Witze gezwungen und so ertrinken schöne Landschaftsaufnahmen und super animierte Dinos langsam in der Wörterflut.
Als Gegenbeispiel braucht man sich nur die beiden Gags mit den drei Flugsauriern im Film anzusehn. Es wird kein einziges Wort gesprochen und das Timing macht die ganze Arbeit. Die Gags funktionieren prächtig.
Dazu kommt noch eine eher ueberflüssige Rahmenhandlung mit Schauspielern die eigentlich als Bindeglied zwischen Gegenwart und Dinosaurierzeit dienen soll. Karl Urban ist so ganze 4 bis 5 Minuten als Paläonthologe zu sehen und versucht zwei mehr oder weniger begeisterte Teenager mit Hilfe eines fossilen Dinosaurierzahns für seine Arbeit zu begeistern.
Fazit: Ein paar fehlgeleitete künstlerische
Entscheidungen nehmen diesem insgesamt schönen und technisch gelungenen
Film leider jeden Wind aus den Segeln.
Jurassic Park bleibt weiterhin Alleinherrscher in der wunderbaren Welt der Dinosaurierfilme.
"Dinosaurier 3D" hat ein grosses Problem,... Nein, es sind mehrere Probleme, die aber alle vom gleichen Grundgedanken geprägt sind: Den Wunsch jede mögliche Ziel- und Altersgruppe ins Kino zu locken!
"Dinosaurier 3D" ist ein Film der sich sucht und ständig
zwischen klassischer Erzählung, Tierdoku und Komödie hin- und
herschwankt. Die
pädagogisch-wissentschaftlichen Einlagen wirken aufgesetzt: Zu wenige,
um ihren pädagogischen Zweck erfüllen zu können, zu viele wenn man
als Zuschauer ungestört die Geschichte des kleinen Dinosauriers
verfolgen
möchte. Ein Patchwork von Genres und Erzählweisen die verzweifelt den
kleinsten gemeinsamen Publikumsnenner suchen und sich dabei gegenseitig
im Wege stehn.
Meine Hauptkritik gilt allerdings den "Synchronstimmen". Anders als bei der TV Version von "Walking with Dinosaurs" reden in "Dinosaurier 3D" die Tiere. Oder besser gesagt: Die Stimme der Sprecher interpretiert die tierischen Laute und Gedanken. Leider erweist sich das Voice-over als ein nicht enden wollendes Geplapper das den Film ab der ersten Minute völlig ungenießbar macht. Die Sprecher scheinen völlig auf sich selbst gestellt gewesen zu sein. Die Dialoge wirken improvisiert, die Witze gezwungen und so ertrinken schöne Landschaftsaufnahmen und super animierte Dinos langsam in der Wörterflut.
Als Gegenbeispiel braucht man sich nur die beiden Gags mit den drei Flugsauriern im Film anzusehn. Es wird kein einziges Wort gesprochen und das Timing macht die ganze Arbeit. Die Gags funktionieren prächtig.
Der
Soundtrack ist auch stellenweise völlig fehl am Platz. Grandiose
Landschaftsaufnahmen werden statt mit epischer Orchesternusik mit
Popmusik vom Fliessband untermalt.
Dazu kommt noch eine eher ueberflüssige Rahmenhandlung mit Schauspielern die eigentlich als Bindeglied zwischen Gegenwart und Dinosaurierzeit dienen soll. Karl Urban ist so ganze 4 bis 5 Minuten als Paläonthologe zu sehen und versucht zwei mehr oder weniger begeisterte Teenager mit Hilfe eines fossilen Dinosaurierzahns für seine Arbeit zu begeistern.
Jurassic Park bleibt weiterhin Alleinherrscher in der wunderbaren Welt der Dinosaurierfilme.
Kritik von Christian Schlierkamp
Christian Schlierkamp lebt und arbeitet als Illustrator und Animator in Berlin.
Mit
über 15 jähriger Berufserfahrung und der Mitwirkung an 10
abendfüllenden Zeichentrickspielfilmen (u.a. Lauras Stern, Der kleine
Eisbär, Asterix und die Wikinger) liegt sein heutiger Schwerpunkt auf
konzeptionellen Illustrationen mit dem Fokus auf imaginativen Realismus
und Paleokunst. Christian Schlierkamps Blog: Alleszeichnen
Seit ich als Kind in die Bilderwelten von Zdenek Burian abgetaucht bin, die Dinosauriergeschichten von Ray Bradbury verschlungen und die große Dinowelle um den ersten Jurassic Park Film und James Gurneys Dinotopia Anfang der neunziger Jahre voll mitgenommen habe warte ich auf ihn: den großen ernstzunehmenden Dokumentarfilm über Dinos, der uns vergessen läßt, das wir auf computergenerierte Kreaturen blicken und uns ein Fenster in eine andere Zeit öffnet.
Mit der Serie „Walking with dinosaurs“
hat die BBC seinerzeit bahnbrechende Schritte in diese Richtung
unternommen. Gelingt ihr mit „Dinosaurier 3D – im Reich der Giganten“
der Durchbruch?
Zunächst muss man sagen, dass der Film
absolut atemberaubende Szenarien enthält die in der Tat vergessen lassen
könnten, das man auf künstlich generierte Bilder schaut: sowohl
animatorisch als auch bzgl Recherche des arktischen Ökosystems vor 70
Millionen Jahren wird hier ein glaubhaftes Bild einer vergessenen Welt
geschaffen, die man in dieser technischen Perfektion so noch nicht
gesehen hat.
Genau aus dieser tricktechnischen
Perfektion heraus entsteht denn auch m.E.'s der Bruch, der den Film als
einen etwas unbeholfenen Hybriden aus klassischem Abenteuerfilm mit
typischer Heldenreise („heroe's journey“) à la „Bambi“, Naturfilm und
Blödelkomödie (mit Otto Waalkes als ständig kommentierenden Sprecher)
ziemlich unentschlossen zwischen Hollywood Kino und Dokumentation allein
im borealen Nadelwald der Kreidezeit stehen läßt.
Was mich hierbei am meisten gestört hat
ist der ständig präsente Kommentar, der andauernd das Geschehen
bewertend und auf „modern“, „cool“ und (einigermaßen zwanghaft) lustig
gebürstet jede aufkommende atmosphärische Dichte von Grund auf wieder
zerstört.
Mir erscheint es beinahe so, als sei
die Entscheidung den Film durchgehend vom Urvogel Alex (Otto Waalkes) im
Dialog mit den Hauptdarstellern, den Pachyrhinosauriern Patchi (in der
deutschen Version gesprochen von Patrick Roche) und Juniper
(Marie-Christin Morgenstern) kommentieren zu lassen eine spätere
Entscheidung war, um die Wirkung der sehr naturalistischen Bilder für
das angepeilte junge Zielpublikum wieder abzumildern. Dies geht einher
mit allerlei pointierenden Musikeinsätzen (Stichwort „micky mousing“),
die mich ziemlich genervt haben.
Hätte man die Tonspur zurückhaltender
behandelt, allein durch einen einzelnen (seriösen) Kommentator und ohne
die Saurier selbst sprechen zu lassen hätte der Film um ein Vielfaches
gewonnen.
Das dies insbesondere bei Naturfilmen
einwandfrei (und auch für ein junges Publikum) funktioniert konnte die
BBC bereits bei der Serie „Planet-Earth“ unter Beweis stellen.
Ein zweiter Punkt ist für mich die
Animation. Hier finde ich zwei Punkte wichtig zu unterscheiden: zum
einen ist eine schier unglaubliche Leistung gelungen die Dinos glaubhaft
und naturnah zu animieren. Die Bewegungsabläufe und das Muskelspiel,
die Haptik von Federn und Haut sind absolut beeindruckend.
Umso störender und damit in Widerspruch
stehend empfand ich hingegen das stark vermenschlichte Verhalten der
Dinosaurier im Umgang miteinander, seien es das Geturtel von Patchi und
Juniper oder das übertrieben dramatisierte Drohgehabe, begleitet vom
Brüllen mit bis vor Anstrengung zitterndem Unterkiefer und wütendem
Stampfen, sowohl bei Pflanzen- als auch bei Fleischfressern.
Hier sind die Macher in einen Klischee
behafteten Duktus zurückgefallen bzgl des potenziellen Verhaltens von
Dinosauriern, der an anderen Stellen des Filmes bereits erfolgreich
überwunden worden war und bei mir auf ziemliches Unverständnis traf.
Schaut man sich Jagd- und Kampfszenen
in der Natur an dann fehlt eben häufig das dramatisierende
Wrestling-Element, auf das hier doch leider wieder nicht verzichtet
werden konnte.
Weniger wäre auch hier mehr gewesen.
Als Fazit läßt sich sagen, dass der
Film dadurch das er erzählerisch unentschlossen zwischen
Unterhaltungsfilm und Naturdoku hin- und her-schwankt und sich für
keines der beiden Genres so recht entscheiden mag viel an Potenzial
wieder einbüßt.
Auch jungen Zuschauern kann man m.E.'s
ein gut Maß an ernstgemeinter Doku zumuten und muß nicht zwangsläufig
durch peer group Gehabe und „locker“ flapsige Dialoge bei der Stange
gehalten werden.
Schade, denn der Film hätte durchaus das Potenzial haben können zu einem Spaß für die gesamte Familie zu werden.
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