Filmkritik von Johannes Wolters
Ein kleiner, einsamer Teddy Bär in einem Andenkengeschäft unweit des Bahnhofs Paddington soll Autor Michael Bond in der Weihnachtszeit 1956 den Anstoß gegeben haben zu einer der liebenswürdigsten Figuren der Kinderbuchliteratur. Die Abenteuer von Paddington Bär gehören seitdem wie die von Pu dem Bären oder Mary Poppins zur Pflichtvorleselektüre einer jeden Kindheit.
Ein kleiner, einsamer Teddy Bär in einem Andenkengeschäft unweit des Bahnhofs Paddington soll Autor Michael Bond in der Weihnachtszeit 1956 den Anstoß gegeben haben zu einer der liebenswürdigsten Figuren der Kinderbuchliteratur. Die Abenteuer von Paddington Bär gehören seitdem wie die von Pu dem Bären oder Mary Poppins zur Pflichtvorleselektüre einer jeden Kindheit.
Familie Brown findet abends einen kleinen, sprechenden,
reichlich hilflosen Bären auf dem Londoner Bahnhof Paddington. Der Bär trägt
ein Schild um den Hals mit der Aufschrift „Bitte passen Sie auf diesen Bären
auf Danke.“ Die Familie nimmt sich seiner an, ein wenig gegen den Willen von
Mr. Brown, der nur Unannehmlichkeiten auf sich zu kommen sieht. Doch der
kleine, liebenswerte Bär, der schon bald auf den Namen Paddington getauft und
aus dem dunkelsten Peru stammt und einen Faible für Orangenmarmelade hegt, wird
bald ein Teil der sympathischen Familie. Als eine böse Tierpräparatorin vom
Naturhistorischen Museum versucht, Paddington zum ausgestopften Mitglied der
Sammlung zu machen, müssen die Browns alles tun, um ihr neues Familienmitglied
zu retten.
Einen solchen liebenswerten Lesestoff für die Leinwand zu
adaptieren hätte ziemlich schiefgehen können, dem Autor und Regisseur Paul King
ist dagegen schlichtweg ein wunderbarer Weihnachtsklassiker geglückt.
Das zauberhafte Puppenhaus auf dem Dachboden, dass uns einen
wunderbaren Überblick über die Familie Brown erlaubt. Der gemalte Kirschbaum im
Treppenhaus, der sich über alle Etagen erstreckt und dessen Blütenzustand die
Stimmung im Haus andeutet. Und da ist Jim Broadbents fantastische Szene im
gemütlichen Antiquariat, die an die Kindertransporte in den dreißiger Jahren
gemahnt, die zehntausend Minderjährige
vor den Nazis rettete. Hier gewinnt die Geschichte eine weitere, wichtige Note,
denn selten punktgenau erscheint dieser Film als eine Antwort auf die kürzlich
gehaltene Rede des derzeitigen britischen Premiers David Cameron zum Thema
Einwanderungsbegrenzung und der allgemeinen Haltung gegenüber Asylanten. Es
könnte gut sein, daß ein via Rettungsboot eingereister kleiner Bär viele
Engländer für dieses Thema mehr sensibilisieren wird, als der Versuch Camerons,
seiner Partei ein populistisches Profil zu geben.
Und allein schon wegen einer einzigen, berührenden Idee ist
dieser Film sehenswert: Wenn Paddington im strömenden Regen am Tor vor dem
Buckingham-Palast für einen Moment Unterschlupf bei einem königlichen Gardisten
findet und dabei endlich das Geheimnis gelüftet wird, warum diese große
Bärenfellmützen tragen! Hinreißend! Deshalb auch unbedingt ein Taschentuch
mitnehmen, man wird es brauchen für die Lachtränen und diese kleinen, so selten
gewordenen Momente der Rührung, die diesen Film über einen kleinen, einsamen
Bären so groß machen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen