Danny DeVito Interview
Ob als Comedian (Taxi), Schauspieler (Der Regenmacher), Regisseur (Der Rosenkrieg) oder Produzent (Erin Brockovich) der Tausendsassa Danny De Vito (*1944) ist trotz oder wegen seiner 1, 52m einer der größten Stars in Hollywood, dabei wollte der italienischstämmige Vater dreier Kinder eigentlich Maskenbildner werden. Im Trickfilm Der Lorax spricht DeVito auch in der deutschen Fassung den sympathischen Baumgeist aus dem Kinderbuch von Dr. Seuss.
Frage: Haben Sie schon mal einen Baum gepflanzt?
Danny DeVito: Ich habe eine Menge Bäume in meinem Garten gepflanzt. Einen Korallenbaum, eine Eiche, einen Teebaum und noch einige mehr. Ich mag die ganze Sache sehr, aber natürlich ist das nicht mein Hauptberuf. Ich bin Schauspieler, Regisseur und Produzent. Aber ich habe einen tollen Gärtner, ein wirklich guter Mann! Aber ich selbst habe Bäume gepflanzt, ja! Ich habe überhaupt eine Menge guter Dinge gesäat.
Frage: Was reizte Sie denn am Medium Animation?
Danny DeVito: Wissen Sie, das erste Mal, dass ich an einem Trickfilm mitgewirkt habe, war bei „My Little Pony“. Ich sprach eine Figur in der allerersten Version. Meine Tochter war ein großer Fan damals, das ist jetzt etwa zwanzig Jahre her. I hab es gemacht, um zu sehen, wie sie reagiert.
Meine Kinder fanden das dann ganz schön schräg, dass die Stimme ihres Papas aus einer der Figuren der Sendung heraus sprach. Dann kam Disneys Herkules. Und ich war auch einer der Bösewichter in Space Jam mit Bugs Bunny. Und ich sprach immerhin eine Katze in Arnolds (Schwarzenegger) Film Last Action Hero. Aber die Sache jetzt mit dem Lorax war etwas Besonderes. Meine Kinder sind schließlich mit dem Buch aufgewachsen. Mit all den Büchern von Dr. Seuss. Nicht nur den bekannteren wie den Grinch. Der Lorax ist je eine Geschichte mit einer starken Botschaft und diese Botschaft deckt sich mit dem, wie ich selbst über die Sache denke.
Frage: Sie haben also nicht lange gezögert, als das Angebot kam?
Danny DeVito: Das ist eine Gelegenheit. Ab und zu kommt eine solche Gelegenheit auf Sie zu, ist zum Greifen nah. Dann muss man sie auch beim Schopfe packen. Man muss das erkennen können. Das kann ich. Ich sehe etwas und springe sofort darauf an. Das ist Instinkt. Ob das jetzt ein Film ist, Theater, eine Show, egal, das ist alles Showbusiness und Unterhaltung. Und als das jetzt sich anbot, das war genau wie bei Matilda, habe ich sofort zugepackt. Sofort. Ich habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das zu machen. Chris Meledandri, der Produzent, kam zu mir auf den Set meiner TV-Serie, die ich jetzt bereits im achten Jahr drehe, er kam zu mir in den Trailer und wir haben Mittag gegessen. Und er hatte diese wunderschöne Zeichnung vom Lorax dabei, den ich natürlich sofort wiedererkannte, weil ich die Geschichte meinen Kindern ja zigmal vorgelesen hatte. Damals hätte ich allerdings nie geglaubt, dass ich den Lorax dann einmal sprechen würde. Und ich dachte, das wird toll! Meine Stimme für diesen knuddligen Waldgeist, das ist so cool! Und dann natürlich die politische Botschaft und die dahinterstehenden Werte der Geschichte. Großartig! Ich war damit auf einer Wellenlänge. Wissen Sie, dass ich ein elektrisches Auto habe, einen Nissan? Ich fahre damit zur Arbeit. Ich war seit Monaten nicht mehr an einer Tankstelle. Gut, nicht, dass ich mir das Benzin nicht leisten könnte. Aber das ist doch ein Statement. Ich weiß, dass ich die Welt nicht ändern werde dadurch dass ich ein Elektro-Auto fahre, aber ich denke wir müssen das Pendel in eine andere Richtung drängen, im Moment geht es in Richtung Verschmutzung der Ozeane, Verschmutzung des Grundwassers, der natürlichen Trinkwasserreserven. Eine Flasche Wasser ist inzwischen etwas sehr kostbares. Wir müssen anfangen, darüber nachzudenken. Und zwar im großen Stil. Wir müssen was tun! Und für mich bot sich eben jene Gelegenheit den Lorax zu sprechen. Und ich kann damit etwas beitragen das anzustoßen für meine Kinder und für meine Kindeskinder. Gut, ich hab noch keine Enkel, aber meine Kinder sind jetzt in den Zwanzigern und ich wäre wirklich gern ein Großvater. Also, Kinder, wenn Ihr das hier lest, haltet Euch ran.
Frage: Vertreter der republikanischen Partei in den USA haben bereits dem Lorax unterstellt, er unterzöge die Kinder einer Gehirnwäsche…
Danny DeVito: Ja, typisch, nicht wahr? Die möchten ja, dass sie jemanden Geld zahlen können, damit sie weiter die Luft verschmutzen dürfen. Ich verstehe das nicht, das ist Schwachsinn! Wie kann ich Ihnen Geld bezahlen, damit ich die Luft verpesten kann. Das macht doch keinen Sinn. Ich glaube, diese Leute sind rückständig, verbohrt und stecken den Kopf in den Sand. Aber sie haben langfristig keine Chance, weil irgendwann die Leute die Scheuklappen von ihren Augen nehmen und verstehen werden, dass sie sich nur gemeinsam um ihren Planeten kümmern können. Es ist doch Wahnsinn die Zukunft der Menschheit aus simpler Profitgier aufs Spiel zu setzen. Und die werden wohl auch damit nicht mehr lange durchkommen. Vielleicht erlebe ich jetzt das nicht mehr, aber meine Kinder ganz bestimmt. Und der Lorax ist ein kleiner Katalysator, über den die Menschen anfangen können zu diskutieren. Die Kinder mit den Eltern. Was passiert, wenn man alle Bäume fällt? Warum geht das nicht? Selbst der Bösewicht im Film versteht das zuletzt: Wenn du alle Bäume fällst, wohin willst du dann noch gehen?
Frage: Sie geben dem Lorax auch die deutsche Stimme?
Danny DeVito: Ja, ich verstehe kein Deutsch und musste das alles phonetisch auswendig lernen. Das war toll und sehr schwierig. Ich habe aber nicht nur die deutsche Stimme gesprochen, sondern auch die italienische, die spanische und die katalanische (total schwierig!!!) Version und ich habe sogar die russische Version gesprochen! Alle diese Sprachen haben ihren eigenen Mount Everest! In der deutschen Version war das für mich der „ch“-Laut bei „Ich!“ Nicht „ick“ nicht wie bei „Ach“ und dann muss man das auch in einem ganzen Satz unterbringen! Und ich respektiere die deutsche Sprache sehr! Ich hatte Synchronregisseure und Sprach-Trainer aus all den Ländern und wir haben zusammen gesessen mit dem Film und ich habe mich acht Stunden am Tag nicht bewegt, fünf Tage in der Woche, bis schließlich alle zufrieden waren mit meiner Sprachleistung. Ich hab halt immer einen Jersey-Akzent. Das macht mich wieder erkennbar und das wollten wir ja auch. Ich wusste auch immer, was ich da sagte! Also die Worte, die Emotionen und das Gefühl für den Charakter mussten zu einander passen. Ein paar Mal habe ich mich im Spiegel angeschaut und mir gesagt, ich sein ein narr das zu versuchen, aber am Ende hat es mit viel gebracht. Ich rolle meine „RRR“ nicht, aber die Italiener und die Spanier erwarten das von Dir. Und das Nomen steht plötzlich ganz woanders, das Pronomen ist nicht mehr da, wo man es vermutet und auch das Verb ist plötzlich weg. Verrückt. Und dann die nuancierten Betonungen. Es gibt Millionen von Wegen einen Satz wie „Mach die Tür auf!“ zu betonen. Probieren Sie es aus. Betonen Sie einfach immer nur mal ein anderes Wort in diesem Satz. Der Satz bekommt jedes Mal eine neue Bedeutung, nur durch die Betonung!
Frage: Können Filme die Welt verändern?
Danny DeVito: Generell, ja! Der Lorax ist ein klassischer Katalysator. Eltern gehen mit ihren Kindern in den Film und sie werden zwangsläufig danach ein Gespräch über den Film führen. Und eine der Frage wird lauten: Gibt es wirklich einen Platz auf der Welt, wo das geschieht? Werden Bäume gefällt und niemand geht hin und pflanzt neue? Und die Eltern müssen ihnen dann wahrheitsgemäß antworten. Der Regenwald wird abgeholzt und wir haben nur noch einen lächerlich geringen Rest der einstigen Waldfläche übrig. Und die Kinder werden hoffentlich reagieren: „Warum ist das so? Was können wir tun?“ Eins führt hoffentlich zum anderen und diese riesige Pendel wird hoffentlich beginnen, zurückzuschwingen, ganz langsam aber stetig in eine neue Richtung.
Interview von Johannes Wolters
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